Hochglanz war gestern.
„Vintage“ ist der neue Trend bei Bäckereieinrichtungen
Reetmodule sorgen für Wohlfühlatmosphäre bei den „Wikingern“
Spiegelnde Hochglanzoptik mit Glas-, Metall- und Kunststoffflächen prägt bislang das gängige Bild der Ladengestaltung in Bäckereien oder Konditoreien. Auf eine ganz andere Verkaufserlebniswelt setzt dagegen seit Kurzem die Auricher „Wikingerbäckerei“ Lorenz-Bäcker-Victorbur GmbH in ihren über 45 Filialen. Partner ist die Schmees Ladenbau GmbH, Lathen. Deren Innenarchitekten hatten sich auf die Suche nach besonderen, nachhaltigen Materialien gemacht und waren u.a. bei dem Bad Oldesloer Schilfrohrhandel Hiss Reet GmbH, dem größten Schilfhändler in Deutschland, fündig geworden. Der ostfriesische Bäckerhandwerksbetrieb Lorenz-Bäcker-Victorbur zielt auf den Einrichtungstrend „Vintage“, d.h. „klassisch, traditionell, bodenständig.“
Norbert Schmees von Schmees Ladenbau: „Wir wollen uns bewusst von der schillernden Hochglanzoptik lösen und ein unverfälschtes Ambiente für traditionelle Handwerksprodukte schaffen.“ Das neue Konzept für die „Wikingerbäckerei“ inszeniert in den Verkaufs- und Caféräumen ein Ambiente aus „gebraucht aussehenden Materialien“ (Schmees), die authentisch wirken und „Retrocharakter“ beweisen: Wer vom Duft der Wikingerbrötchen gelockt in eine Filiale kommt, tritt in eine Welt ein, die ein wenig wie „ein Recycling der guten alten Zeit“ (Schmees) wirkt und aus nachhaltig genutzten Materialien besteht: Reetmodule aus dem Hause Hiss setzen mit ihrer natürlichen „Stoppeloptik“ genauso visuelle Akzente wie Uferbefestigungen nachempfundene Holzpfahlarrangements, schmiedeeiserne Leuchter oder Feldsteinmauern und dunkel lasierte, hölzerne Sitzgruppen. Alles Materialien, die davon leben, dass sie Patina bekommen und gerade nicht immer „wie neu“ wirken.
Schallschlucker, die den Umsatz fördern
Auch wenn das neue Konzept als „retro“ oder „vintage“ bezeichnet wird – das ist nur der Oberbegriff für ein ganzheitliches Ladenerlebnis, das auch und gerade in eine nachhaltige Zukunft weist. Eben weil es um organische, natürliche und handgefertigte Elemente geht. Hinter diesem Konzept stehen auch modernste Verkaufspsychologie sowie Akustik- und Baustoffforschung. Dafür sind die Reetmodule an den Wänden das beste Beispiel. Diese dekorativen „Akustik-Absorber“ sind patentiert und galten bei der Markteinführung vor zwei Jahren als Weltneuheit. Sie wurde von dem Bad Oldesloer Schilfrohrhandel in Zusammenarbeit mit Architekten, Innenarchitekten und Handwerksmeistern entwickelt. Wissenschaftliche Untersuchungen der Universität Lübeck belegen, dass diese leicht zu montierenden Module die Schallabsorberklasse C (hochabsorbierend) aufweisen. Und das ist verkaufspsychologisch von entscheidender Bedeutung: Ein störend hoher Schallpegel in einer Bäckerei oder Konditorei, wie er oft bei spiegelglatten Flächen entsteht, bedeutet Stress für den Kunden. Die Folge: die Verweildauer des Gastes sinkt und damit der Umsatz pro Kunde. Im ungünstigsten Fall verlässt der Gast das Ladenlokal sofort wieder, weil er sich durch den Nachhall beeinträchtigt fühlt oder aber er bekommt von den Worten seines Gegenübers am Tisch kaum etwas mit, weil reflektierende Flächen das Klirren der Tassen und Teller sowie die Gespräche nebenan so verstärken, dass die Unterhaltung anstrengend wird. Tom Hiss: „Die Reet-Elemente sind überall dort als perfekte Schallschlucker einzusetzen, wo unterschiedliche Geräusche störend aufeinandertreffen, also beispielsweise in Großraumbüros, Restaurants oder Einkaufszenten.“
Visuelle Botschaften für das Traditionshandwerk
Die Akustik-Absorber, die aus hochwertigem Qualitätsreet hergestellt werden, tragen auch zu einem wohltuenden, gesunden Raumklima bei. Sie vermitteln auf der einen Seite ein wohlig-warmes Gefühl, visualisieren aber auch die Kernbotschaft der Marke „Wikingerbäckerei“: Das ostfriesische Handwerksunternehmen hat sich „Nachhaltigkeit und Regionalität“ auf die Fahnen geschrieben, verwendet regionale Zutaten wie Eier und Roggen aus Aurich oder ostfriesischen Brotdinkel. Die Schilfhalme der Reetmodule erinnern die Kunden an das Korn und die bäuerliche Tradition ihrer Landschaft und vielleicht daran, dass Reet einst in vielen Regionen Deutschlands geerntet wurde. Diese längst vergessene Zeit ist zugleich das Erbe der Hiss Reet GmbH: 1833 hatte der Seefahrer Matthias Hiss auf Fehmarn, wo es ebenfalls viele Reetgebiete gab, den Grundstein für das Traditionsunternehmen gelegt, das Tom Hiss heute in sechster Generation leitet. Hiss Reet, seit vielen Jahren deutscher Marktführer, war viele Jahre lang ausschließlich Partner der Dachdecker. Seit 20 Jahren wird die Produktpalette laufend um Haus- und Gartenprodukte sowie Innenarchitekturartikel erweitert.
Nachwachsende Elemente sind haltbar und nachhaltig
Reet im Innenraum anstatt nur auf dem Dach: Von der ersten Idee bis zur Umsetzung in ein verkaufs- und montagefertiges Produkt sind Jahre der Entwicklung, Erprobung, Praxistests sowie Schallprüfungen in wissenschaftlichen Labors vergangen. Im Juni 2015 wurde mit dem Modehaus Hellner in Westerland/Sylt erstmals ein Ladenkonzept mit Reet-Akustikabsorber-Elementen von Hiss verwirklicht: 140 Quadratmeter an die Decke montierte Schilfmodule schlucken auf der 900 Quadratmeter großen Shoppingfläche den Schall und sorgen für eine maritime, nachhaltige Optik. Auch für die derzeit laufende Erweiterung der Verkaufsräume werden die Akustik-Absorber von Hiss verwendet. Umgesetzt wurde das Konzept von Innenarchitekten, die ebenfalls den Trend weg von der Hochglanzarchitektur am Point of Sale entdeckt haben und „multisensorische Showrooms“ anbieten möchten. Materialmix aus traditionellen und nachwachsenden Rohstoffen bietet eben eine ganz andere Optik wie Haptik als industrielle Materialien. Und, genau wie bei den Deckenelementen auf Sylt, müssen die Reetmodule an den Wänden einer Bäckerei dauerhaft und nachhaltig sein. Da haben sich die Akustikabsorber in vielen Versuchen als anderen Werkstoffen ebenbürtig erwiesen. Tom Hiss: „Die Haltbarkeit im Innenraum ist mit einer Holzvertäfelung zu vergleichen.“